Jahrzehntelang haben Forscher die Welt der Quanten beobachtet und ihre geheimnisvollen Phänomene erforscht. Jetzt sind die Forschungsergebnisse soweit, dass sie in der Praxis ungeahnte Möglichkeiten eröffnen und Einzug in den Alltag halten können. Aber bis Unternehmen die neuen Technologien und Systeme tagtäglich nutzen können, ist noch ein gutes Stück Weg zu gehen.
Als einer der führenden deutschen Standorte der Quantenforschung macht die Universität des Saarlandes jetzt einen wichtigen Schritt: Die Fachbereiche Physik und Systems Engineering wollen gemeinsam Ingenieure ausbilden, die das Wissen um die Quanten mit technischem Know-how verbinden. Der Bachelor „Quantum Engineering“ wird im Wintersemester 2019/2020 starten, ab nächstem Jahr folgt der Master. Der Studiengang zählt zu den ersten seiner Art und ist in seiner Kombination deutschlandweit einzigartig.
Studienziel: die neuen Technologien verstehen und nutzbar machen
„Es werden jetzt Quanteningenieurinnen und -ingenieure gebraucht, die diese Systeme verstehen und für die Praxis bauen. Und eben diese wollen wir mit unserem Studiengang Quantum Engineering ausbilden“, erklärt der Experimentalphysiker Jürgen Eschner, Professor für Quantenphotonik der Universität des Saarlandes und Sprecher des neuen Studiengangs. „Es geht darum, das, was bisher kurzfristig unter extremen Laborbedingungen funktionierte, reproduzierbar, stabil, schnell und zuverlässig zu machen – also Systeme zu bauen, die die Quantenphänomene für die Wirtschaft nutzbar machen. Das ist eine typische Ingenieurdomäne“, ergänzt der Messtechniker Professor Andreas Schütze, Koordinator des ingenieurwissenschaftlichen Parts.
Internationales Netzwerk bietet Studierenden sehr gute Voraussetzungen
In Saarbücken sind die künftigen Quanteningenieure genau richtig, denn hier sind alle drei zentralen Quantentechnologien vertreten: Quantencomputer und -simulation, Quantenkryptographie und -kommunikation sowie Quantensensorik. Viele der Fortschritte auf diesen Gebieten stammen aus den Laboren der Saarbrücker Physiker, sie arbeiten mit Instituten und Unternehmen international zusammen. Prominentes Beispiel: Seit kurzem gehört die Universität des Saarlandes als zweite deutsche Hochschule zum „IBM Q Network“, in dem der IT-Konzern weltweit herausragende Partner aus Forschung und Industrie versammelt, um die Entwicklung quantentechnologischer Anwendungen voranzutreiben.
Die Studentinnen und Studenten haben also früh die Möglichkeit, an echten Forschungsprojekten mitzuarbeiten, und dabei zu sein, wenn völlig neuartige Technologien entstehen. Sie werden zum einen die Grundlagen und Methoden erlernen, wie man den Quantenzustand von Systemen so genau wie möglich kontrollieren und verändern kann. Zum anderen erwerben sie Kenntnisse und Fähigkeiten, wie man Technik damit künftig steuern kann, und wie sie diese quantenphysikalischen Effekte mit ingenieurwissenschaftlichen Instrumenten und Methoden in Geräte einbauen können, die durch schnelle Regelung praxistauglich sind.
Nach dem Bachelor-Abschluss können die künftigen Absolventen entweder im Masterstudiengang Quantum Engineering, der im kommenden Jahr startet, oder auch Physik, Systems Engineering oder einen anderen ingenieurwissenschaftlichen Masterstudiengang weiterstudieren.
Weitere Informationen
Informationen zum Studiengang Quantum Engineering
Pressemitteilung zum Studiengang Quantum Engineering
Pressemitteilung zur Kooperation der Universität des Saarlandes mit IBM