Aus den Anfängen der Maker-Bewegung in Deutschland ist mittlerweile eine große und bunte Community entstanden, in der oft eine zündende Idee für die Innovation von morgen geboren wird. Die Maker Faire Hannover ist der Treffpunkt für alle die, die dabei mitmachen und inspirieren wollen.
Am 17. und 18. August öffnete sie nun zum zehnten Mal ihre Pforten. Rund 15.800 Teilnehmende waren gekommen, um in drei Hallen und im Außenbereich des Congress Centrums zu basteln und sich auszuprobieren. Die Palette der Ausstellenden reichte von privaten Macherinnen und Machern über Bildungseinrichtungen und wissenschaftlichen Instituten bis hin zu Unternehmen.
In Ihrer Videobotschaft lobte die Schirmherrin, Bundesforschungsministerin Stark-Watzinger das besondere Innovationsklima des Festivals: „Geht nicht, gibt’s nicht“. Dafür steht die Maker Faire Hannover. Sie ist ein Stück Heimat für alle die einfach machen wollen“, so Stark-Watzinger.
Von Photonik zu Quantentechnologien
Offene Werkstätten wie „FabLabs“ und „Hackerspaces“ bieten Tüftlerinnen und Tüftlern heute das nötige Werkzeug und technisches Know-how, um ihre Ideen voranzubringen. In diesem Umfeld entstanden in den vergangenen zehn Jahren auch zahlreiche Photonik-Projekte, die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurden.
Die Zeit steht jedoch nicht still. Heute gelten photonische Lösungen als Wegbereiter für Quantentechnologien. Letztere sind mittlerweile aus vielen neuen BMBF-geförderten Projekten nicht mehr wegzudenken. Schon jetzt gibt es erste Quantentechnologien, die uns in unserem Alltag praktisch begleiten. Gerade jetzt ist es entscheidend die Bevölkerung mitzunehmen. Das heißt, ihr Interesse zu wecken, ihnen ein Verständnis für die Technologien zu vermitteln und das Potenzial begreifbar zu machen. Dafür bietet die Maker Faire tatsächlich ein ideales Umfeld.
BMBF-geförderte Projekte begeistern
Auf dem von der Hochschule Ruhr West initiierten Gemeinschaftsstand in der Eilenriedhalle konnten sich Interessierte den Quantentechnologien spielerisch nähern. Der Organisator des Standes, Professor Michael Schäfer, Dozent für Technische Informatik an der Hochschule, zeigte sich begeistert von der Veranstaltung: „Unter dem Motto Your Quantum Future haben wir ein für die Maker Faire ungewöhnliches Thema erfolgreich platziert, viel Aufmerksamkeit erregt und Zuspruch erhalten. Insbesondere die DIY-Quantenphysik, die Motivation und Lernerfolg steigern soll, fand großen Zuspruch bei Besucherinnen und Besuchern“, so Schäfer.
Dafür bot der Gemeinschaftsstand mit einer breiten Palette aus Angeboten des FabLabs der Hochschule Ruhr West und Projekten aus den Fördermaßnahmen Quantum Future Education und Quantum Aktiv des BMBF den idealen Rahmen:
QuantumMiniLabs war mit Selbstlern-Bausätzen angereist. In dem Projekt geht es darum quantentheoretische Experimente aus dem Labor rauszuholen, zu vereinfachen und in Minilabs einzubauen. Diese sollen Universitäten, Schulen und KMU eine zugänglichere Variante zu Quantentechnologie-Experimenten bieten als komplexe Aufbauten, die ein vollständiges Labor benötigen. Der Bausatz wird als kostengünstige, erweiterbare Open-Source-Hardware verfügbar sein. Das Basis-Kit, bestehend aus rund 20 Würfelelementen für Laser, Linsen und Elektronik-Komponenten, soll schon in naher Zukunft Anwendung in der Praxis finden. In der ersten Phase werden 100 Lernorte hiermit ausgestattet. Damit die Basis-Kits schnell und unproblematisch ihren Weg in den Schulalltag finden, begleiten speziell geschulte Coaches die Lehrerinnen und Lehrer.
Des Weiteren gab es einen echten 3-Qubit-Quantencomputer aus dem Projekt Quantum LifeLong Learning zu bestaunen und zu programmieren. Einige Festival-Gäste zeigten sich verwundert über die geringe Größe des Computers und vermuteten zunächst einen Drucker hinter dem unerwartet kompakten Gerät. Der Gedanke ist nicht abwegig, denn Quantencomputer sind oft als riesige Anlagen bekannt.
Weiter ging es an zwei Glücksrädern der Quanteninnovationen. Jeder Doppeldreh lieferte eine spannende Begriffskombinationen aus einer Anwendung und einem Einsatzbereich für Quantensensoren und diente als Initialzündung für ein gemeinsames Brainstorming mit Forschenden aus dem Projekt Quantum Open Innovation. Ziel des Projektes ist es, einen kostengünstigen Open Hardware-Baukasten und Open Innovation-Ansätze zu entwickeln, um Ergebnisse aus der Quantenforschung unterschiedlichen Zielgruppen begreiflich zu machen. Der Baukasten soll modular und erweiterbar sein, um so Anwendungsideen für verschiedene Ansprüche prototypisch umsetzen zu können.
Direkt gegenüber befand sich der Stand der Lichtwerkstatt Jena. Das ist ein vom BMBF geförderter universitärer Makerspace mit Fokus auf Photonik. Dort gab es diverse Experimente im Bereich Quanten-Photonik einen 3D-gedruckten Baukasten für Optik-Experimente und vieles mehr. Die Lichtwerkstatt beschäftigt sich damit, zeitgemäße Forschung in Prototypen und DIY-Projekte zu überführen. Das Ziel ist es, interessante Experimente und Technologie für alle zugänglich und erfahrbar zu machen. So ging es den Forschenden im Projekt LichtwerkstattPro darum, offene Innovationsprozesse in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) der Photonikbranche zu etablieren.
In einer anderen Ecke der Eilfeldhalle vermittelten die Freien Maker aus Aachen spielerisch quantentechnologische Grundlagen. Dazu passte auch das Motto des Standes: „Herumspielen und Spaß haben“. Angereist waren sie unter anderem mit dem Quantenflipper aus ihrem Projekt QuantumEscape. Mit ihrer Übersetzung der Quantentechnologien in greifbare Spielmechaniken ermöglichen sie Interessierten einen einfachen Einstieg in das Thema.
In der benachbarten Niedersachsenhalle war mit der senseBox ein BMBF-gefördertes Maker-Projekt der ersten Stunde vertreten. Es ist längst aus den Kinderschuhen entwachsen und bietet mittlerweile ein umfangreiches und etabliertes Toolkit für digitale Bildung, Citizen Science und Umweltmonitoring an. Aktuell wird in dem Projekt QOOOL Sensing an einer Erweiterung der senseBox geforscht. Dazu entwickeln die Projektpartner ein Quanten-Magnetometer-Kit, mit dem unterschiedliche Zielgruppen einen niederschwelligen Zugang zu Quantensensorik finden sollen.
Am Stand der Universität Osnabrück luden zwei weitere BMBF-geförderte Projekte zum Mitmachen ein: An einem DIY-Quantenmikroskop aus dem Projekt quantumexpedition konnten die Festival-Gäste live erleben, wie mit Hilfe quantenphysikalischer Effekte und Laserlicht physikalische Messgrößen wie die Temperatur gemessen werden kann. An einer weiteren Station aus dem Projekt myphotonics konnten Kinder und Jugendliche durch ein interaktives LEGO-Laserlabyrinth navigieren und die Funktionsweise eines Michelson-Interferometers untersuchen. Das Projekt beschäftigt sich seit 2013 mit der Konstruktion von optomechanischen Komponenten und der Umsetzung von optischen Experimenten mit Hilfe von unterschiedlichen Baukastensystemen.
Und das Fazit?
Die BMBF-geförderten Projekte bestachen mit einer gelungenen Kombination aus technologischer Vielfalt und vermittelter Praxisnähe. Sie nahmen die Festival-Gäste mit auf eine Reise in die Welt der Photonik und Quantentechnologien. Der besondere Do-it-Yourself-Charakter und Erfindergeist der Veranstaltung macht mutig für Neues. Das ist eine gute Basis für die Innovationen von morgen, die dazu beitragen, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.
Weitere Informationen zu den zahlreichen BMBF-geförderten Verbundprojekten und ihren Projektpartnern gibt es auf der jeweiligen Projektseite.