Welche Rolle spielen Quantentechnologien bei der Entwicklung der Autos von morgen? Wie stelle ich wissenschaftliche Ergebnisse in Grafiken und Abbildungen gut dar? Und wieso stehen in der niederländischen Stadt Leinen auf so vielen Hauswänden physikalische Formeln? Um diese und weitere spannende Fragen aus (Quanten-)physik und Wissenschaft drehte sich die Quantum Futur Akademie (QFA) vergangene Woche.
55 Nachwuchsforschende aus 29 Ländern trafen sich zu einem dreitägigen virtuellen Programm, das vom Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH), der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und der VDI Technologiezentrum GmbH zusammen mit verschiedenen externen Partnern organisiert wurde. Gastgeber der QFA ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF); die QFA ist Teil des Programms Quantum Futur zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern im Bereich der Quantentechnologien
Workshops, Labtours und eigene Präsentationen
Auf dem Plan standen unter anderem Workshops in den Bereichen Science Illustration und Entrepreneurship, virtuelle Touren durch verschiedene Berliner Labore und eine Fallstudie zum Thema Quantentechnologien im Automotive-Bereich. Auch die Teilnehmenden selbst trugen zum Programm bei, indem sie sich gegenseitig ihre aktuellen Studienprojekte und Heimatstädte vorstellten. Zum Abschluss sahen sich alle gemeinsam das Finale des Quantum Futur Awards 2021 an und diskutierten lebhaft über die dort gepitchten Abschlussarbeiten.
Bereits 2020 waren die Studierenden in nationalen Auswahlprozessen für die erste europäische Quantum Futur Akademie ausgewählt worden. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte die QFA nicht wie geplant als einwöchige Vor-Ort-Veranstaltung in Berlin stattfinden, sondern wurde auf mehrere virtuelle Veranstaltungen aufgeteilt. Nach einer ersten Programmphase im November 2020 und mehreren virtuellen Stammtischen kamen die Teilnehmenden nun erneut zusammen und erlebten, wie sich auch eine virtuelle Veranstaltung weiterentwickeln kann.
Die virtuelle QFA-Stadt fördert Austausch und Interaktion
So hatte das Organisationsteam diesmal im Vorfeld eine virtuelle QFA-Town vorbereitet, in der alle Teilnehmenden sich frei mit Avataren in Computerspieloptik bewegen konnten. Für die einzelnen Programmpunkte gab es passend gestaltete Workshopräume, Vortragshallen und Labore. Die Pausen konnten die Teilnehmenden gemeinsam in der virtuellen Mensa oder an Picknickbänken im Garten der QFA-Town verbringen. „Wir wollten ihnen damit das Gefühl geben, auf einer richtigen Konferenz zu sein und während der Akademie aktiv zu bleiben. Im Gegensatz zu reinen Video-Plattformen ist man hier gefordert, um zum Ort des Geschehens – zum Beispiel einer Laborführung oder eines Workshops – zu kommen und mit den anderen Teilnehmenden zu kommunizieren“, erklärt Julia Pahl aus dem Organisationsteam des FBH und der HU. „Kleine Spiele und von uns versteckte Räume lockerten das träge Vor-dem-Computer-sitzen auf und gaben allen die Möglichkeit, sich auch nach dem offiziellen Programm miteinander zu vernetzen."
„Die Entscheidung, die Veranstaltung in die QFA-Stadt zu verlegen, war genial“, sagt Edvinas Gvozdiovas aus Litauen. „Ich habe mich zuhause gefühlt in der verspielten und persönlichen Atmosphäre und das hat mir sehr dabei geholfen, einige der anderen Teilnehmenden besser kennenzulernen.“ Inhaltlich gefiel dem Studenten, der gerade seinen Master in theoretischer Physik und Astrophysik an der Universität Vilnius macht, der Science Illustration Workshop am besten. „Das passt sehr gut zu mir, denn ich habe eine Leidenschaft für die Präsentation von Daten.“
Ein Ort der Vernetzung
Auch Rubén Ibarrondo aus Spanien zeigt sich begeistert vom Programm: „Beim Workshop von Porsche Digital haben wir mit einem internationalen Team aus Studierenden Quantensensoren für zukünftige Autos gepitcht. Das war eine der interessantesten und spannendsten Dinge, die ich diesen Sommer machen durfte.“ Ibarrondo macht gerade seinen Master in Modelling, Mathematical Research, Statistics and Computing an der Universität des Baskenlandes und ergänzt: „Ich kenne keinen anderen Ort, an dem man verschiedene Quantentechnologien mit großartigen Studierenden aus ganz Europa diskutieren kann wie bei der QFA.“
Um die Vernetzung der Teilnehmenden untereinander weiter zu fördern und ihnen nach der langen virtuellen Wartezeit doch noch ein persönliches Treffen zu ermöglichen, verlängert das BMBF die Veranstaltung erneut und lädt die Studierenden im nächsten Jahr zum Vor-Ort-Programm nach Berlin ein.