„Es ist mir ein wichtiges Anliegen, aus erster Hand zu erfahren, was die Projektförderung des BMBF im Bereich der Quantentechnologien leisten kann und wie Start-ups, etablierte Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten, um neue Ideen marktreif zu machen“, sagt Dr. Michael Meister, parlamentarischer Staatssekretär (PSt) im BMBF, zum Auftakt seines Besuchs in Frankfurt am Main. Beim dort ansässigen Unternehmen JoS QUANTUM traf er Vertreter des Projekts QuSAA, das seit dem 1. Juni im Rahmen der Maßnahme „Quanteninformatik – Algorithmen, Software, Anwendungen“ gefördert wird.
Anlageentscheidungen als mathematisches Optimierungsproblem
QuSAA steht für „Quantenalgorithmen für Strategische Asset Allokation“. Im Projekt entwickeln das Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) zusammen mit JoS QUANTUM und der R + V Lebensversicherung Quantenalgorithmen zur Optimierung von Anlageentscheidungen. Projektkoordinator Dr. Jörg Wenzel vom Fraunhofer ITWM erklärt dazu: „Versicherungsunternehmen leisten eine Risikotransformation und müssen große Mengen Kapital an verschiedenen Märkten wie Kapital- und Immobilienmarkt anlegen. Diese Anlageentscheidungen müssen diverse Kriterien erfüllen. Unter Annahme verschiedener Parameter kann man dies als mathematisches Optimierungsproblem formulieren, bekannt unter den Begriffen Portfoliooptimierung oder Asset Allokation.“
Für komplexe Optimierungsprobleme wie dieses versprechen Quantencomputer in Zukunft völlig neue Möglichkeiten. Konkret untersucht QuSAA, inwieweit Quantencomputer dazu beitragen können, die Komplexität des Problems besser zu beherrschen und stabilere Ergebnisse zu liefern. Das Projekt will damit Grundlagen schaffen für neue Optimierungs- und Risikomanagementmodelle, die eine realistische Abbildung der Wirklichkeit bei vertretbaren Laufzeiten ermöglichen. In der Folge können geringere Schwankungen von Anlageportfolios zur Stabilisierung von Unternehmen und somit des gesamten Finanzsystems beitragen.
Mit Weitblick zur Wertschöpfung durch Quantencomputing
Das Potenzial dieses Ansatzes hat auch das BMBF erkannt und fördert daher das Projekt mit 1,5 Millionen Euro über drei Jahre. Hierzu übergab PSt Meister Vertretern der drei Projektpartner Förderurkunden und betonte auch den Mehrwert der Zusammenarbeit von Forschung, Start-up und Großunternehmen im Projektverbund. „Verbundprojekte sind nach unserer Erfahrung der schnellste Weg, um exzellente Ideen aus der Forschung direkt in die Anwendung zu bringen. Ihr Projekt ist ein Vorzeigebeispiel für diesen Ansatz“, erklärt er dazu und sagt weiter: „Ihr Projekt steht auch in besonderem Maße für Weitblick. Denn obwohl das Rennen um die besten Technologie-Plattformen – das heißt die Hardware für das Quantencomputing – noch offen ist, beschäftigen Sie sich schon mit den Anwendungen. Und die Expertinnen und Experten sagen uns, dass gerade in den Anwendungen des Quantencomputing das Potenzial zur Wertschöpfung liegt.“
Bei dem persönlichen Treffen kamen die Projektvertreter mit dem Staatssekretär ins Gespräch und erläuterten ihm detaillierter das Vorgehen bei QuSAA. „Wir sind sehr glücklich über den Besuch aus dem BMBF und natürlich auch über die großzügige Förderung für unser Projekt und das damit verbundene Vertrauen“, sagt Projektkoordinator Wenzel und freut sich gemeinsam mit den anderen Verbundpartnern, mit QuSAA an die Arbeit zu gehen.